2015: Projekt „Integrationspotenziale gelingender Berliner Nachbarschaft(en)“

Das Projekt verfolgte das Anliegen, Integrationspotenziale gelungener Nachbarschaften im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bei einem Erfahrungsaustausch zwischen Migrantenorganisationen, Flüchtlingsinitiativen und lokalen Akteuren auszuloten und Aktivierungspotenziale zu ermitteln.

Erfahrungen von langjährig ansässigen Flüchtlingen, die in Friedrichshain-Kreuzberg organisiert sind und die über ein Wissen hinsichtlich Selbstorganisation, Initiativen und Vernetzungsstrukturen verfügten, wurden in einen Austausch mit neu hinzugekommenen Flüchtlingen, deren Bezugsort der Oranienplatz war oder ist sowie weiteren lokalen Akteuren „vor Ort“ zusammengeführt.

Die Kooperationspartner: FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum /Refugee Bewegung, Interkultureller Garten Rosenduft (Träger: Verein Südosteuropa Kultur e.V.), BIZIM-Kiez, , Kiezbündnis am Kreuzberg — Kreuzberger Horn, Möckernkiez e.V., Christus-Kirchengemeinde- , Nachbarschaftshaus Urbanstraße, Arabische Elternunion e.V.  sowie weitere Initiativen.

Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Berlin, unter finanzieller Beteiligung von PRÄSENTA GmbH, BUDDY BEAR GmbH, Reederei Riedel, Berlin.

„Was macht eine gute gelingende Nachbarschaft aus? Wie sehen begünstigende
Infrastrukturen und Initiativen auch für Flüchtlinge aus? Was bedeutet das für den
Einzelnen, für die Integrationskraft des Kiezes, der Stadt, das soziale Gedächtnis?“
bildeten die Ausgangsfragen unseres Projekts.

Eingeleitet wurde das Projekt durch eine Auftaktveranstaltung im Rathaus Kreuzberg
am 31. August 2015 im Rahmen der Kiezwoche zwischen Kreuzberg und
Landwehrkanal. Verschiedene Kreuzberger Initiativen unter Mitwirkung unseres
Projektpartners Kiezbündnis am Kreuzberg stellten ihre Anliegen und Initiativen aus
unterschiedlichen Perspektiven vor. Gemeinsam war ihnen, die soziale und politische
Arbeit miteinander zu verbinden, um sich gegen drohende Gentrifizierung zur Wehr zu
setzen.

Die Veranstaltung verdeutlichte exemplarisch, dass die „Strahlkraft des Kiezes“ in
einem hohen Maße von der Prägung durch seine Menschen und seine Initiativen bestimmt
wird. Das Ausloten eines solidarischen Miteinanders stand hier im Vordergrund, woran im
späteren Verlauf des Projekts angeknüpft werden konnte.

Begegnungswerkstätten führten Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, dem Libanon,
Uganda, verfolgte Kurden aus der Türkei und sog. „Lampedusa-Flüchtlinge“ aus dem
Tschad, Niger, Nigeria, aber auch „zugereiste“ Berliner, zu einem Erfahrungsaustausch
zusammen. Sie alle hatten sich verschiedenen Migrantenorganisationen bzw. Initiativen in
Friedrichshain-Kreuzberg angeschlossen. Bei persönlichen Gesprächen wurden die
jeweiligen Fluchtumstände und die Aufnahme in der Residenzgesellschaft erörtert.

Bei der Abschlussveranstaltung im Rahmen der Ausstellung „WE WILL RISE – Refugee
Bewegung“ am 30. Oktober 2015 im Museum Friedrichshain-Kreuzberg trafen sich die
Projektbeteiligten sowie ca. 60 lokale Akteure aus dem Bezirk, aber auch Vertreter der
Kirche, des Jobcenters und Rechtsbeistände von Flüchtlingen.

Eingebettet in die Geschichte Friedrichshain-Kreuzbergs, West- Ost- und Gesamtberlins schilderten Betroffene die Hintergründe ihrer Flucht in den verschiedenen Jahrzehnten. Sie
berichteten über die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die sie in Berlin vorfanden
und die sie im Laufe verschiedener Prozesse als Akteure mit steuerten. Gäste aus dem
Publikum schlugen eine gedankliche Brücke ins Land Brandenburg bis hin zur Insel
Lesbos, indem sie Wege der Selbstorganisation von Flüchtlingen dort beschrieben.

Die Begegnungen und Veranstaltungen sowie Nachfolgegespräche mit den Beteiligten
verdeutlichten den Erfolg sowie die Notwendigkeit des Projekts für die Flüchtlinge und die
Aufnahmegesellschaft. Es entstand mehr Wissen voneinander im Wechselspiel individuell
und kollektiv erlebter Geschichte, hinsichtlich gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und
Handlungsfelder und machte den Beteiligten Mut, weiterhin aufeinander zuzugehen und
neue Perspektiven ins Auge zu fassen. – Eine Weiterführung der Projekterfahrungen ist beabsichtigt.

– siehe auch unter Vorträge/ 31. 8. 2015 –