Im Fokus des Ausstellungsprojekts standen ausgewählte Kreuzberger Quartiere, die hinsichtlich ihrer Lebensqualität für die Bewohner verschiedener Generationen und Kulturen untersucht und gleichzeitig mit deren Erinnerungsspuren dargestellt wurden. Möglichkeiten der Mitgestaltung des eigenen „Königreiches“ in einem intergenerativen Bündnis wurden bei diesem Projekt ausgelotet und vorgestellt.
Tagungsbeiträge hierzu beim Kinder- und Jugendmuseum in München sowie in Hamburg-Heimfeld Nord im Rahmen von beteiligungsorientierter Quartiersentwicklung.
Während des Projekts Stadtraummarkierungen: Wenn ich König von Kreuzberg wär (1999) im Kreuzberger Problemquartier Wrangel-Kiez entwickeln Ältere und Jugendliche Ideen für die gemeinsame Nutzung von Stadtraum.
Jeder sollte was sagen, was er oder sie machen wollte, wenn sie König oder Königin von Kreuzberg wären. Zum Beispiel: Ein Platz der Lebensfreude, wo alle Nationen miteinander fröhlich sind, singen und tanzen. Hier markieren sie auf einer Bank ihre Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten in einer Seniorenfreizeitstätte nebst benachbarter Grünanlage:
Fotos: Ellis Berlijn
Titel: Wenn ich König von Kreuzberg wär
Untertitel: Berlin 2000. Eine Hauptstadt für alle Lebensalter. Ein integratives Projekt im Rahmen des internationales Jahres der Senioren.
Projektpartner: Kreuzberg-Museum, Deutsches Technikmuseum, Seniorenamt Kreuzberg, Plan- und Leitstelle Gesundheit (Bezirksamt Kreuzberg von Berlin), Kiezschule Kreuzberg, International Global Walks, Andreas Haltermann (Künstler), Nachbarschaftsmuseum
(Thema/Inhalt
Wenn ich König von Kreuzberg war – unter diesem Motto kamen im Juni Kreuzberger SeniorInnen, die sich in der Seniorenfreitzeitstätte treffen und Schülerinnen der 8. Klasse der Kiezschule, die sich aus unterschiedlichen Herkunftskulturen zusammensetzen, bei Bewegungswerkstätten in Berlin zusammen. Die Frage der Lebensqualität im Lebensumfeld und die Möglichkeit der Mitgestaltung des eigenen „Königreiches“ in einem Bündnis von Jung und Alt standen bei dem Projekt im Vordergrund. Bei den Bewegungswerkstätten wurden wichtige Aspekte der eigenen Lebensgeschichte erzählt, bei Rundgängen der Stadtteil hinsichtlich Freizeitgestaltungsmöglichkeiten untersucht, zur Geschichte der Häuser von SchülerInnen und Senioren geforscht, Einblick in kreuzberger Bibliotheken, Archive, dem Museum, dem Künstlerhaus Bethanien und seiner Umgebung genommen.Die Seniorenfreizeitstätte Falckensteinstr. 6 in der sich viele der älteren Projektbeteiligten zu Aktivitäten begegnen, sowie die umgebende Grünanlage, die für Kinder und Jugendliche geschaffen wurden, erfuhren durch die Projektteilnehmer eine künstlerische Stadtraummarkierung, um die gemeinsamen Interessen am belebten Kiez hervorzuheben. Mögliche gemeinsame Aktivitäten wurden dabei im Rahmen der Ortsbegehungen und einer Ideenswerkstatt ausgelotet. Als erstes Ergebnis wurde der Eingangsbereich der Seniorenfreizeitstätte symbolisch mit bunten Farben angestrichen und Verbindungslinien zwischen dem Haus und einem benachbarten Fußballplatz mit Grünfläche mit farbigen Symbolen markiert.
Objekte/Bereiche
In der Ausstellung, die auch als Wanderausstellung konzipiert wurde, wird über das Projekt informiert. Fotos und Texte wurden an künstlerisch gestalteten, teils den Häusern nachempfundenen 9 Umzugskartons montiert. An Wäscheleinen, befestigt mit Wäscheklammern, informieren Texte über den Projektverlauf, die untersuchten Orte und die erarbeiteten Ergebnisse.
Ziele/Konzept
Diese Projektidee entstand im Rahmen des internationalen Jahres der Senioren 1999, das den Titel „Berlin 2000. Eine Hauptstadt für alle Lebensalter“ trägt. Das Projekt und die Ausstellung wurden finanziert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Zum Kontext: Der Grundgedanke des Projekts ist, durch Kulturarbeit Rahmenbedingungen zu schaffen, daß sich Menschen verschiedener Generationen und Kulturen verstärkt an der Gestaltung ihrer Umwelt beteiligen. Dadurch sollen interaktive und intergenerative Begegnungen und Handlungsfelder im Stadtteil initiiert werden. Problemen, die mit der fehlenden Komminikation zwischen Menschen in der Stadt einhergehen, sowie Ghettoisierungen soll damit begegnet werden. Unser Projekt fand im sog. „Wrangel-Kiez“ statt, der als Berliner Problembezierk kürzlich mit einem Quartiersmanagement ausgestattet wurde. Das Seniorenamt des Bezirks Kreuzberg wurde zum Kooperationspartner, koordiniert wurde das Projekt mit der Plan- und Leitstelle Gesunde-Städte-Netzwerk/WHO sowie dem Jugendamt von Kreuzberg.
Was hat das mit dem Verein Nachbarschaftsmuseum zu tun, der Träger des Projekts ist? – Aspekte von Museumsarbeit – das Arbeiten mit Erinnerungen von Menschen im historischen und sozialen Kontext – und Sozio-Kulturarbeit – das Arbeiten mit Erinnerungen im Lebensumfeld unterschiedlicher Bezugsgruppen – sollen zwecks Synergienbildung zusammengeführt und interdisziplinäre Kooperationen zwischen Einrichtungen der Jugend- und Seniorenarbeit angeregt werden. Den Bezugsrahmen bilden Gegenwartsprobleme, Historie und das soziale Gedächtnis von Menschen. Die Projektergebnisse wurden am 1. Juli in der Kiezschule Kreuzberg präsentiert. Die dabei entstandene Ausstellung wanderte am 1. Oktober anläßlich des „Tages der älteren Generation“ weiter in die Seniorenfreizeitstätte, informell vernetzt mit den „Global Walks“ der WHO am 2. Oktober 1999. In Fortsetzung des Projekts wurde, angeregt durch das Kreuzberger Seniorenamt, im Jahre 2000 der intergenerative Workshops „In allen Farben: Ideen für ein Miteinander“ realisiert. Die bisher entwickelten Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten in der Seniorenfreizeistätte und Umgebung sowie die Gestaltungsvorschläge wurden bei einer Ideenwerkstatt aufgegriffen und künstlerisch bearbeitet. Sie sollen Grundlage sein für die Gestaltung eines neuen Wandgemäldes im Eingangsbereich der Seniorenfreizeitstätte und Bausteine bilden für weitere interdisziplinäre Kooperationen. Eine weiteres „Stadtraummarkierung“-Projekt „Abgefahrene Züge“ im Bereich ehemaligen Anhalter Bahnhofs, nahe dem Regierungsviertel, erfolgte im Anschuß an dieses Projekt in Zusammenarbeit mit der Kreuzberger „Stadt als Schule“.
Zielgruppen
Multiplikatoren aus dem Bildungs- und Kulturbereich, päd. Institutionen, der Gemeinwesenarbeit, dem Bereich Stadtplanung, Schulen, außerschulische Einrichtungen, Nachbarschaftszentren.